Die Rohstoffe für die Cyanotypie

Eine kleine Übersicht der wichtigsten Stoffe in der Cyanotypie:

Ammoniumeisen(III)-citrat

Zitronensaures Eisen ist ein elementarer Bestandteil von Cyanotypien. Das moosgrün schimmernde Salz besitzt die Eigenschaft, bei Einwirkung von UV-Licht das Citrat abzuspalten. Dadurch hat das Eisen wieder Kapazität und verbindet sich über mehrere Prozessstufen zum Pigment Berliner Blau, einem Eisencyanid-Komplex, welcher an sich stabil und wasserunlöslich ist.

 

Ferriammoniumcitrat gilt als ungiftig und wird als kosmetischer oder medizinischer Rohstoff eingesetzt. (Quelle: Merck)

 

Für die Cyanotypie sollte die grüne Variante des Salzes verwendet werden. Damit werden die Resultate etwas besser.

Eisen(III)-hexacyanidoferrat(II/III)

Hinter dieser kryptischen Bezeichnung verbirgt sich das, was Cyanotypen in ihren Bildern haben wollen: Das Pigment Berliner Blau (auch Preußisch Blau, Delfter Blau, Turnbills Blau, etc.).

 

In seiner Form als Pigment ist das Cyanid-Molekül in einem stabilen Komplex gebunden und wird sogar als Antidot (Gegenmittel) bei Cyanidvergiftungen verabreicht. Von einer Selbsttherapie ist jedoch dringend abzuraten, da sich dieser Stoff bei Hitze (>250C°) oder in Gegenwart von stärkeren Säuren (z.B. Magensäure) zersetzt und ebendieses Cyanid freisetzt. Der Umgang mit Cyanotypien ist aber vollkommen sicher und harmlos, sofern man diese weder verbrennt, noch raucht oder isst.

 

Als Preußisch Blau bekannt geworden, wurden im 1. Weltkrieg die Uniformen der preußischen Soldaten auf diese Weise Blau gefärbt. Diese Uniformen durften jedoch nicht gewaschen werden, da Lauge den Stoff zu Berliner Weiß umwandelt. Diesen Effekt macht man sich beim Tonen zu Nutze.

Gelatine

Gelatine ist die Bezeichnung für ein tierisches Proteingemisch, das man von Gummibärchen, Götterspeise und Arzneikapseln kennt. Man benutzt Sie auch als Trägerstoff für Substanzen oder als (Vor-) Beschichtung für saugende Papiere oder Glas. So sind z.B. Aquarellpapiere mit Gelatine beschichtet oder getränkt, um ein zu starkes Eindringen (und damit Verlaufen) der nassen Farbe zu verhindern und deren spätere Haftung auf dem Papier zu verbessern. Für Veganer durchaus ein Thema. Auch der altbekannte Foto-Film behält das Bild dank Gelatine.

Kaliumhexacyanidoferrat(III)

Blutlaugensalz hat seinen Namen noch aus Zeiten, zu denen proteinhaltige Substanzen wie Knochen, Haut, etc. eingekocht, mit Blut aufgegossen und ausgeglüht wurden. Die Asche wurde mit Wasser ausgelaugt und man gewann die so genannte Blutlauge und daraus das Blutlaugensalz.

 

Für die Cyanotypie wird die Rote Variante des Salzes mit ihrem dreiwertigen Eisen gebraucht. Zusammen mit Ammoniumeisen(III)-Citrat bildet es eine lichtempfindliche Lösung, Emulsion genannt, welche bei UV-Einstrahlung das Pigment Berliner Blau ausfällt.

Wasserstoffperoxid

Das als Wundreinigungsmittel bekannte Wasserstoffperoxid hat eine ganz besondere Eigenschaft: Es ist ein freigiebiger Spender von reinem Sauerstoff, daher auch ein so genanntes Oxidationsmittel.

 

Da wir nun nicht blond sondern blau machen, stellt sich die Frage: Wofür braucht man das? Kurze Antwort: nicht zwingend. Die Oxidation, welche dem Bild seine endgültige Ausdruckskraft verleiht, passiert im Grunde auch an der Luft. Will man aber das Ergebnis unmittelbar bewerten, ist dieser Schritt der deutlich schnellere Weg.

Soda

Natriumcarbonat ist allgemein als Waschsoda bekannt und eigentlich in jedem Haushalt vorhanden. Falls jetzt gleich ein "Nein" kommt, Spülmaschinenreiniger und Waschmittel zählen auch! Da ist es normalerweise mit drin.

Grundsätzlich braucht man dieses basische Salz nur, wenn man seine Cyanotypien tonen möchte. Durch diese Soda-Lauge wird das Berliner Blau zu Berliner Weiß umgewandelt. Dieses kann in einem weiteren Schritt zu z.B. einem schwarzen Eisengallus-Komplex umgesetzt werden, den man aus (echter) schwarze Tinte kennt. Staatsverträge werden noch heute mit dieser Eisengallustinte unterzeichnet, da diese absolut dokumentecht ist, also eine untrennbare Bindung mit dem Papier eingeht.